Das Joshua-Profil by Sebastian Fitzek

Das Joshua-Profil by Sebastian Fitzek

Autor:Sebastian Fitzek [Sebastian Fitzek]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2015-10-25T23:00:00+00:00


41. Kapitel

Max

Ich hatte Angst. Todesangst – nicht um mich, mein Wohlbefinden war mir gleichgültig –, sondern natürlich um Jola, die – sollte sie sterben – auch jeden Grund für mich zum Weiterleben mit sich ins Grab nehmen würde.

Ich war unbedeutend. Nur jemand, der einmal Erfolg mit einem einzigen Buch gehabt hatte, ohne je herausgefunden zu haben, womit er ihn verdient hatte und weshalb er ihn nicht wiederholen konnte.

Und jetzt bin ich sogar daran gescheitert, meine Tochter vor dem Bösen zu beschützen.

Eine Tochter, die – auch das gestand ich mir in diesem Augenblick tiefster Verzweiflung ein – nicht einmal mein eigen Fleisch und Blut war, selbst das hatte ich nicht zustande gebracht, obwohl doch die größten Idioten es schafften, sich zu vermehren. Ich war zu einem hilflosen Versager geworden, kein Wunder vielleicht, wenn man aus derart prekären Verhältnissen stammte. Mit einem jähzornigen Ungeheuer als Vater, einer sich in den Alkohol flüchtenden Mutter und einem Bruder, der wegen seiner pädophilen Neigungen unter Medikamenten stand.

Paradoxerweise war es ausgerechnet Cosmo, der mich aus meinen trübsinnigen Gedanken riss.

Wir fuhren etwa eine Viertelstunde, seitdem Spook uns wieder die Säcke über den Kopf gestülpt und am Hals mit einer Kordel zugezogen hatte, als Cosmo mich etwas fragte, was mich zunächst an seinem Geisteszustand zweifeln ließ: »Also, was ist? Wann sprechen wir endlich über meine Anmerkungen, Bruderherz?«

»Du redest jetzt nicht ernsthaft von meinem Buch, oder?«

»Doch, genau davon.«

Ich schüttelte den Kopf und merkte erst in der Bewegung, dass Cosmo mich unter seinem Sack auch nicht sehen konnte.

»Hast du den Verstand verloren?«, fragte ich also.

»Ja. Sonst hättest du mich heute ja wohl kaum aus der Klapse abgeholt. Also … du hast gestern nicht doch mal einen Blick darauf geworfen, was ich dir an den Rand schrieb?«

»Nein, zum Teufel, natürlich nicht.«

»Das ist schade, wirklich schade. Denn eigentlich habe ich nur eine einzige Frage.«

»Und die ist mir jetzt so was von egal.«

Cosmo ließ sich dennoch nicht davon abbringen, sie zu stellen: »Weißt du, weshalb ›Die Blutschule‹ dein bestes Buch ist?«

Ich lachte auf. »Cosmo, ehrlich. Wir werden gerade entführt, so wie Jola gestern Nachmittag. Meine Fresse blutet, und wir tragen einen Sack über dem Kopf. Hört sich das für dich an wie der perfekte Rahmen für einen Lesezirkel?«

Er raschelte neben mir, vermutlich versuchte er den Kopf in meine Richtung zu drehen, obwohl das für unser Gespräch vollkommen unnötig war. Mir gegenüber räusperte sich der Rastakopf. Auch eine Nebenwirkung der Säcke. Blind vergaß man schnell, dass man nicht alleine war.

»Ich meine es ernst, Max. Und ich würde es jetzt nicht fragen, wenn es nicht wichtig wäre. Hast du eine Ahnung, wieso sich alle anderen Bücher nicht mehr so gut verkauft haben?«

»Du erwartest nicht wirklich eine Antwort?«

»Weil ›Die Blutschule‹ so authentisch ist«, sagte er. »Schön, in einem Punkt hast du dich sehr viel besser dastehen lassen, als du in Wirklichkeit warst, aber das hätte ich an deiner Stelle vermutlich auch so gemacht. Aber alles in allem bist du doch ziemlich nah an der Wirklichkeit geblieben.«

»Authentisch?«, krächzte ich, weil ich die Bemerkung wirklich lächerlich fand. »Nah an der Wirklichkeit?«

»Ja.



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